Urban Terror: Warum frei nicht immer frei ist


Wie will man wissen, was gut ist, wenn man nichts Schlechtes kennengelernt hat? Bevor ich meine derzeit installierten Spiele auf dem Spieleserver vorstelle, wollte ich ein paar Worte darüber verlieren, warum Urban Terror für mein kleines Projekt nicht funktioniert.
Urban Terror ist kein Unbekannter. Frei heraus gesagt: Zu jeder Tageszeit spielen zwanzigmal mehr Menschen Urban Terror als OpenArena. Es gibt E-Sport-Ligen und es existieren mehr als 1000 verschiedene Server. Allein das große Interesse an diesem Spiel macht es für jeden Spieleserver interessant.
Meine erste Begegnung mit Urban Terror liegt schon Jahre zurück. Damals lernte ich es während einer Netzwerkparty unter dem Motto kennen: "Hey, das ist der Mod zu Quake3, der sich genauso wie Counter Strike spielt." An dem Spielprinzip hat sich seitdem natürlich nichts geändert. Das rote Team gegen das blaue Team. Terroristen gegen Polizei. Gut gegen Böse.

Ich denke es gibt kaum jemanden, der schon einmal einen klassischen Ego-Shooter gespielt und noch nie von Counter Strike oder Urban Terror gehört hat. Das Spiel ist taktisch geprägt. Die Bewegungen der Spielfigur sind eher realistisch, man kann sogar bluten und wird dadurch verlangsamt. Die Wahl der Waffen spielt eine entscheidende Rolle. Nicht das Vernichten beliebiger Spieler, sondern das Entschärfen von Bomben und planvolle Vorgehen mit anderen steht im Vordergrund.
Die Grafik war sicher vor Jahren auf der Höhe der Zeit. Heutzutage gibt es natürlich mehr Details und Formen. Für mich war das aber noch nie das entscheidende Argument. Urban Terror eignet sich durch die Spieldynamik hervorragend als Mehrspielerspiel und hat eine weiterhin aktive Gemeinschaft.
Wo ist also das Problem? Zum einen gibt es kein Debianpaket. Die freiwilligen Paketbetreuer waren mal wieder zu nachlässig, könnte man meinen. Die Probleme sitzen tiefer. Urban Terror lässt sich zwar wunderbar unter Linux spielen, es ist aber nicht frei. Schon 2008 war es als Paket für Debian gedacht, woraus aber leider nie etwas wurde.

Das Hauptproblem ist zum einen, dass Urban Terror zwar mittlerweile mit der freien Ioquake3-Engine ausgeliefert wird und somit ohne das Originalspiel Quake3 gespielt werden kann, große Teile stehen aber immer noch unter der Quake3-SDK-Lizenz, die ausdrücklich den Verkauf des Spiels oder Weiterverbreitung durch ein anderes Medium als das Internet verbietet. Software, die aber die kommerzielle Verwendung ausschließt, gilt bei Debian und anderen freien Softwareprojekten als unfrei.
Ein weiterer Punkt ist die schiere Größe des Spiels. Vor vier Jahren wurde in Debian schon diskutiert, wie man große Softwarepakete (>50 MB) eventuell in ein neues Archiv auslagern könne. Fakt ist, dass Urban Terror 1000 MB an Daten mit sich bringt und das normale Archiv zu stark belasten würde.


Zählt man alles zusammen ist Urban Terror zum einen nach Debians Richtlinien nicht frei und hat kein eigenständiges Debianpaket. Außerdem beansprucht es auf meinem vServer 25% des Arbeitsspeichers also ca. 50 MB. Das mag für einen richtigen Root-Server kein Problem sein. Bei mir haben all diese Punkte nach zwei Wochen dazu geführt, dass ich Urban Terror als Kandidaten nicht weiter verfolgt und es zum Schluss wieder vom Server entfernt habe.
Kurzes Fazit: Ein wirklich interessantes und gutes Spiel, dass sich problemlos mit Linux spielen lässt und eines der vielen Beweise dafür ist, welchen Einfluss die Quake3-Engine auf Freie Software hatte. Es erfüllt aber weder die hohen Ansprüche an Freie Software, noch ist es so in Debian integriert und ressourcenschonend, dass es mir leicht gefallen wäre, es für das kleine Spieleserver-Projekt zu nutzen.
[alle Screenshots via urbanterror.info]

9 Replies to “Urban Terror: Warum frei nicht immer frei ist”

  1. Mir fiele noch Warsow als Spiel ein, ich hab es immer sehr gern gespielt. Das Problem wäre hier wohl, dass es in einer sehr veralteten Version in Stable liegt und außerdem sind die Models usw. (nicht aber der Quellcode) unfrei, weil die Entwickler die Werke der Künstler schützen wollen.

  2. Richtig, Warsow gehört in die gleiche Kategorie. Es ist wegen den Problemen, die du angesprochen hast, momentan ebenfalls nicht die erste Wahl für mich. Scheinbar existiert zur Zeit nicht einmal ein Paket in Wheezy. Ich hoffe, dass bis zum Freeze das Paket aus Sid dennoch durchkommt.

  3. schau dir doch mal nexuiz und xonotic an. basieren auf der darkplaces engine, die aus quake1 entstanden ist. unterliegen der gpl. nex hat noch ein paar mehr spieler, wird aber nicht mehr weiterentwickelt. xonotic ist bisher eine beta, aber schaut vielversprechend aus. die beiden sind definitiv die besten linux-shooter!

  4. Danke schön für deinen Tipp. Beide Spiele habe ich auf dem Schirm. Wie du schon schreibst hat Nexuiz Probleme mit der Entwicklung und ein großer Teil der Gemeinschaft hat sich Xonotic zugewendet. Scheinbar plant auch im Moment niemand Xonotic in Debian zu integrieren, weil es Nexuiz zu ähnlich ist und sich noch in der Entwicklung befindet. Ich muss mal schaun, wenn der Arbeitsspeicher ausreicht, vielleicht. 🙂

  5. nunja, xonotic ist aus nexuiz entstanden, also quasi der nachfolger davon. aber es sind bisher noch nicht alle clans und spieler umgezogen. es werden aber immer mehr 🙂

  6. Was ist mit AssaultCube als Alternative? 50 MB groß, frei und ebenfalls an CounterStrike orientiert. Klar, im Vergleich zu UrbanTerror muss man einige Abstriche hinnehmen, aber damit sinken auch die Systemanforderungen deutlich.

    1. AssaultCube ist in der Tat ähnlich wie Counterstrike und Urban Terror. Die geringen Systemanforderungen kommen daher, dass das Spiel auf der Cube2-Engine basiert, die allgemein sehr effizient ist. Die Spieldaten sind aber ebenfalls unfrei, da unterscheiden sich Urban Terror und AssaultCube nicht. Es ist auch Open-Source-freundlicher als Urban Terror, da hier der gesamte Quellcode offen liegt. Bei Urban Terror wird teilweise nur der Bytecode ausgeliefert ohne zugehörigen Quellcode.
      Wenn man sich zwischen beiden entscheiden muss, dann wohl eher AssaultCube.

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